Jedes Buch hat eine Chance verdient

Die ersten 150 – 200 Seiten sind, meiner Meinung nach, die Wichtigsten

Kennt ihr das auch?
Ihr liegt gerade in den ersten Zügen eines Buches und die Handlung zieht sich wie Kaugummi, oder die Protagonisten sind nicht euer Fall. Vielleicht fragt ihr euch, ob es überhaupt sinnvoll ist, das Buch weiter zu lesen…
Ich würde euch gerne erzählen, wie ich solche Situationen handhabe.

Aber von Anfang an

Bis vor einigen Monaten habe ich Bücher, die mich nicht sofort angesprochen haben, abgebrochen und im Regal liegen lassen oder weiter verschenkt. Wie viele Schätze mir deshalb im Laufe der letzten Jahre schon durch die Lappen gegangen sind? Keine Ahnung. Sehr wahrscheinlich viel zu viele.

Ich muss ein wenig ausholen, um auf das eigentliche Thema meines Beitrages zu kommen.
Seit Anfang diesen Jahres habe ich mich wieder aktiv in die Bücherwelt eingeklinkt und das war sogar eher Zufall. Ich stolperte über einen Instagram-Beitrag einer guten Freundin, die ich über knapp 2 Jahre beinahe komplett aus den Augen verloren hatte und wurde auf Nevernight aufmerksam. 
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich schrieb die Freundin an, bekam die absolut begeisterte Buchempfehlung und beschloss, mich mit Nevernight zu befassen. Da ich in den letzten Jahren mit meiner Bücherwahl immer wieder ins Klo gefasst habe, lief ich somit nicht blindlings los, um mir den ersten Band anzueignen, sondern entschloss mich für ausführliche Recherchen; wägte ab, ob mir das Buch gefallen könnte. Währenddessen stellte ich mit Erschrecken fest, dass es beinahe 700 Seiten lang ist- normalerweise schon der erste Grund es nicht in die Hand zu nehmen, denn, zugegeben, ich habe bis vor einem Jahr wenig Ausdauer bewiesen. Mein Alltag ließ damals wenig Spielraum für dieses Hobby und jeder Bookie wird mir sicherlich zustimmen, dass es sich tatsächlich um eine sehr zeitintensive Beschäftigung handelt.
Erschwerend kam übrigens hinzu, dass ich mich für Fantasy überhaupt nicht begeistern konnte. Erdachte Welten? Magische Wesen? Engel? Schattendämonen? No way. Das kam für mich nie in Frage.
Ich nahm mir aber, trotz der 700 Seiten und des Fantasy-Aspektes, die Leseprobe vor und war noch abgeschreckter als vorher (diesen Abschnitt werdet ihr sicherlich auch noch einmal in meiner Rezension zu den Büchern finden). Was ich auf den ersten Seiten gelesen habe, hat mich nicht abgeholt und ich fühlte mich nicht in der Lage, 700 Seiten davon durchzuhalten.
Ich bohrte bei meiner Freundin nach, wollte wissen, ob sich die „Wiederholungen“ der ersten Kapitel durch das gesamte Buch ziehen, oder ob es besser wird. Eine konkrete Antwort habe ich darauf nicht erhalten, weil sie vermutlich nicht genau wusste, was ich damit meinte. Vielleicht hat sie es beim Lesen einfach nicht als störend empfunden- wir haben irgendwie nie wieder darüber gesprochen, fällt mir gerade auf.
Jedenfalls blieb sie beharrlich und ich vertraute letztlich auf ihr Urteil. Nevernight – die Prüfung war das erste Buch, das ich seit langem gekauft habe, ohne so genau zu wissen, worauf ich mich einlasse. Ich übersprang die ersten Seiten, die ich bereits in der Leseprobe gelesen hatte, hielt tapfer durch und wurde ab Seite 150 vollständig mitgerissen.
Das Buch überraschte mich so sehr, dass ich mir sofort schwor, erst nach den ersten 150 – 200 Seiten ein vorsichtiges Urteil abzugeben und es im besten Fall einfach durch zu ziehen, auch wenn es nicht zu 100% überzeugt.

Während ich das hier schreibe und länger darüber nachdenke, muss ich zugeben, dass mir etwas ähnliches schon einmal passiert ist. Damals habe ich alledem keine Bedeutung beigemessen, weil mir ohnehin meistens die Zeit fehlte.
Es liegt fast 10 Jahre zurück, dass ich die ersten beiden Bände der Black Dagger-Reihe (J. R. Ward) in den Händen hatte. Damals las ich die ersten 50 Seiten ersten Bandes und war nicht direkt mitgerissen. Ich legte das Buch zur Seite und nahm es erst einige Jahre später wieder in die Hand- dasselbe Spiel. Ich las die Seiten erneut, befand es für nicht sinnvoll weiter zu lesen und verstaute es irgendwo, ganz hinten in meinem Bücherregal.
Im letzten Jahr nahm ich mir die Bruderschaft der Black Dagger erneut vor und stellte fest, dass man sich manchmal einfach auf ein Buch einlassen und den Alltag Alltag sein lassen muss, um überrascht zu werden.
Schlussendlich las ich Anfang letzten Jahres die ersten 9 Bände dieser Vampir-Reihe und musste mich schließlich aus beruflichen Gründen wieder von meinen Büchern verabschieden- bis Anfang 2019. Ich hatte beinahe vergessen, wie wunderschön es ist, die Nase in die Bücher zu stecken.
Eine längere Leseflaute kommt nicht mehr in Frage, egal wie stressig der Alltag ist. Ich habe beschlossen zu lesen, auch wenn mir manchmal die Zeit fehlt. Ich habe beschlossen, mich auf verschiedene Bücher einzulassen, auch wenn sie mir anfangs vielleicht nicht vollständig zusagen oder der Klappentext mich nicht vom Hocker reißt. Ich habe außerdem beschlossen, jedem- wirklich jedem – Buch, das mich auch nur einen Hauch anspricht, eine Chance zu geben.

Mein Vorsatz für alle kommenden Bücher: Durchhalten. Erst einmal sehen, wo die Geschichte hinführt und ob eine Entwicklung der Charaktere abzusehen ist.
Die ersten 150-200 Seiten sind, meiner Meinung nach, entscheidend und manchmal warten nach einer kleinen Durststrecke die wundervollsten Oasen.

Danke für Eure Aufmerksamkeit und lieben Dank an alle, die bis hier her gelesen haben.

Bis bald,
Eure Chrissy

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